Newsletter »ValiKom Transfer« Ausgabe 01/2023
Einleitung
In diesem Newsletter richten wir den Blick auf zwei Unternehmen und ihre Motivation, ihre Mitarbeitenden bei der Teilnahme am Validierungsverfahren zu unterstützen.
Dieser Frage ist auch das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) im Rahmen seiner wissenschaftlichen Begleitung des Projekts ValiKom Transfer durch eine Unternehmensbefragung nachgegangen. Festgestellt wurde, dass Unternehmen das Validierungsverfahren nutzen, um den Mitarbeitenden eine persönliche Anerkennung ihrer beruflichen Leistungen zukommen zu lassen. Bei den Personen, die das Validierungsverfahren mit Unternehmensunterstützung durchlaufen haben, handelt es sich häufig um Personen, zu denen eine langjährige, persönliche Beziehung besteht, die das Unternehmen fördern und unbedingt halten möchte, um so auch den eigenen Fachkräftebedarf sichern zu können.
Den gesamten Forschungsbericht können Sie hier nachlesen.
Personal binden und weiterentwickeln
Das Unternehmen Welser Profile GmbH, das Profillösungen aus Stahl, Edelstahl und Nichteisenmetallen fertigt, hat sich dafür entschieden, die Kammerinitiative „ValiKom Transfer“ zu nutzen, um die Personalentwicklung zu fördern und den Mitarbeitenden gegenüber Anerkennung und Wertschätzung auszudrücken. Viele der langjährigen Mitarbeitenden haben eine fachfremde oder gar keine Berufsausbildung, arbeiten jedoch wie eine Fachkraft im Unternehmen.
Markus Bormann, zuständig für die Unternehmenskultur und Organisationsentwicklung bei Welser Profile, stand uns für ein Interview zur Verfügung.
Wieso unterstützt Welser Profile seine Mitarbeitenden beim Durchlaufen des Validierungsverfahrens?
Markus Bormann: „Einer unserer Unternehmenswerte lautet: Die Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden zu stärken. Als wir vom Validierungsverfahren erfahren haben, stand schnell fest, dass dies genau zu unseren Werten passt und wir unsere Mitarbeiter*innen unterstützen möchten, den Wert ihrer Berufserfahrung sichtbar zu machen und sich darauf aufbauend weiterentwickeln zu können. Uns ist es sehr wichtig, in unsere Mitarbeitenden zu investieren, um so eine langfristige Beschäftigung im Unternehmen sicherzustellen. Daher versuchen wir durch eine breite interne Kommunikation auf das Verfahren aufmerksam zu machen und interessierte Mitarbeitende zu erreichen.“
Aus Arbeitgebersicht: Wo sehen Sie den Vorteil der Teilnahme am Validierungsverfahren?
Markus Bormann: „Der ganze Validierungsprozess zieht sich nicht unnötig in die Länge. Wir freuen uns, wenn Mitarbeitende ihre beruflichen Kompetenzen validieren möchten, denn nur so kann Potential gefördert werden. Oftmals motiviert die erfolgreiche Teilnahme am Verfahren, weitere Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, davon profitieren auch wir als Unternehmen.“
Wenn Sie an das Validierungsverfahren denken, was fällt Ihnen als erstes ein?
Markus Bormann: „Wir versuchen das erfolgreiche Durchlaufen des Validierungsprozesses mit einer kleinen Feierlichkeit zu honorieren. In diesem Rahmen gibt es für mich persönlich meist einen sehr besonderen Moment. Es ist der Moment, wenn die Mitarbeitenden voller Stolz vor uns stehen. Man sieht in ihren Augen, wie viel selbstbewusster sie agieren, weil sie die Validierung erfolgreich durchlaufen haben.“
Wie läuft eine Validierung konkret bei Ihnen ab?
Markus Bormann: „Validierungen finden bei uns vor allem im Produktionsumfeld statt, sprich für die Berufe Maschinen- und Anlagenführer*innen, Fachkräfte für Lagerlogistik und Fachlagerist*innen. Die Bewertung der beruflichen Kompetenzen erfolgt bei uns im Unternehmen. Das heißt, dass die Kammermitarbeiterin und die Berufsexperten zu uns kommen und die Mitarbeitenden z.B. an „ihrer“ Maschine zeigen, was sie können. Das ist ein großer Vorteil, denn so können sie in ihrer gewohnten Umgebung ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.“
Wie geht es nach einer erfolgreichen Validierung für Ihre Mitarbeitenden weiter?
Markus Bormann: „Grundsätzlich versuchen wir allen Mitarbeitenden im Unternehmen Verantwortung zu übertragen und sie bei kleineren Projekten zu begleiten. Es kann jedoch sein, dass wir auf bestimmte Personen schneller aufmerksam werden und sie nach einer erfolgreichen Validierung so viel gezielter ansprechen können.“
Zum Schluss wollen wir gerne wissen, ob Sie das Validierungsverfahren anderen Unternehmen weiterempfehlen würden. Und ob Sie keine Angst haben, dass ihre Mitarbeitenden sich mit dem Validierungszertifikat wegbewerben.
Markus Bormann: „Das Validierungsverfahren ist ein hervorragendes Instrument für Unternehmen, um das Potential der Mitarbeitenden aufzudecken. Das Validierungszertifikat bedeutet große Wertschätzung für die Angestellten und die Mitarbeitenden haben ihre beruflichen Kompetenzen auf diese Weise dokumentiert. Man kann nie ausschließen, dass sich Mitarbeitende wegbewerben, ob mit oder ohne das Validierungszertifikat. Wir gehen aber davon aus, dass man den Ruf eines guten Arbeitgebers nur bekommt, wenn man in seine Arbeitnehmer *innen investiert. Spricht es sich herum, dass ein Unternehmen die Beschäftigten fördert, dann bewerben sich mit der Zeit auch neue Mitarbeitende.“
Mitarbeitenden etwas Handfestes mitgeben
Das Unternehmen Prinovis GmbH & Co. KG hat letztes Jahr über 50 Mitarbeitende beim Durchlaufen des Validierungsverfahrens unterstützt. Ein Großteil der Belegschaft war jahrelang für das Unternehmen tätig, jedoch ohne einen formalen Berufsabschluss im ausgeübten Beruf zu haben. Daher war es der Geschäftsleitung ein wichtiges Anliegen, ihren Mitarbeitenden vor der Schließung des Unternehmensstandortes in Dresden eine Hilfestellung bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung zu geben.
Bei ihrer Recherche stieß Prinovis auf das breite Angebotsspektrum der IHK Dresden und erkundigte sich, ob es eine passende Möglichkeit für die Mitarbeitenden gibt. So wurde das Unternehmen auf das Validierungsverfahren aufmerksam. Gemeinsam führte der Projektverantwortliche der IHK Dresden mit der Geschäftsleitung eine Infoveranstaltung im Betrieb durch, um die Belegschaft über das Verfahren zu informieren. Die Resonanz war mehr als positiv, über 60 Beschäftigte hatten ihr Interesse am Verfahren bekundet. Durch das große Engagement der Bewerter und Bewerterinnen und des Kammermitarbeiters konnten zwischen Juni und Dezember 2022 insgesamt 52 Verfahren in drei Berufen durchgeführt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die IHK Dresden konnte 34 Maschinen- und Anlagenführer*innen, 14 Fachlagerist*innen und vier Kaufleuten für Büromanagement bescheinigen, dass ihre Kompetenzen voll oder teilweise mit den Kompetenzen einer ausgebildeten Fachkraft übereinstimmen.